Die Fotografie ist immer auf der Suche nach dem Abbild. Sie zeigt, was wir sehen. Diesem Irrtum zumindest erliegen wir als Betrachter gerne, denn was wir sehen, kann die Fotografie nicht einfangen. Aus einer endlosen Reihe von Momenten, die das Auge als Bewegung, als Ablauf von Zeit wahrnimmt, schneidet das Foto einen einzigen aus, lässt ihn für eine kleine Ewigkeit Bestand haben. Ob dies Menschen, Landschaft oder Architektur betrifft – es gibt nur graduelle Unterschiede. Fotografie ist also etwas höchst Artifizielles, ein Ausschnitt, der unwiederholbar ist. Rainer Zerback erforscht mit der Kamera Mensch und Natur im Bewusstsein zivilisatorischer Verknüpfung und beschreibt damit den Stand unserer Lebenswirklichkeit – in Landschaften, Porträts, charakteristischen Situationen, die im Bild durch Bearbeitung weiter verdichtet werden. Die Inszenierung spielt dabei eine gewichtige Rolle. Das fotografische Bild erschafft eine Realität, die parallel zur äußeren Wirklichkeit existiert, damit aber nicht weniger wahrhaftig ist. Zerback wird so zum Architekten einer Welt, die essentieller Teil unserer Wirklichkeit ist. Der Mannheimer Kunstverein zeigt eine umfassende Werkschau der vielfältigen Themen im Oeuvre von Rainer Zerback. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog.
Konstanz und Variation – Die Serie in der Fotografie
Vortrag am 3.7. / 19 Uhr
Der renommierte Kunsthistoriker und ehemalige Direktor der Hamburger Kunsthalle, Uwe M. Schneede, hat die These aufgestellt, dass womöglich die Serie eine symbolische Form für die Kunst des 20. Jahrhunderts über alle Bewegungen und Stile hinweg sei. Auch wenn man dieser weitreichenden Geschichtsdeutung nicht folgen mag, steht die überragende Bedeutung der Serie, insbesondere in der Kunstgattung Fotografie, außer Zweifel.
In den meisten Fällen lässt sich die Absicht, die der Künstler mit einem
fotografischen Projekt verfolgt, nicht in einem einzigen Bild fassen,
vermitteln und verstehen. Aus diesem Grund gruppieren Fotografen häufig
eine von Fall zu Fall variierende Anzahl von Bildern zu Serien. Im
Gegensatz zu einer zufälligen Ansammlung von Einzelbildern zeichnet sich
eine Serie durch einen übergreifenden Kontext aus, der die einzelnen
Bilder miteinander verbindet. Die Zusammenstellung von Bildern zu einer
ästhetischen Gesamtheit, die über den Gehalt der Einzelbilder hinausgeht,
erleichtert oder ermöglicht es nicht nur dem Fotografen, seine
Vorstellungswelt darzustellen, sondern auch dem Betrachter, in der
Gesamtschau der Serie in diese Vorstellungswelt hineinzufinden.
Serie ist jedoch nicht gleich Serie. In diesem Vortrag wird Rainer Zerback
verschiedene Typen fotografischer Serien anhand ihrer Merkmale
Konstanz und Variation klassifizieren. Die theoretische Einordnung wird
durch Beispiele aus der Geschichte der Fotografie sowie aus dem Werk
des Referenten veranschaulicht.
Eintritt frei