Wang Shugang
im Peter-Künzler-Forum des MKV
Mit seiner stark reduzierten und stilisierten Formensprache entwirft der chinesischer Gegenwartskünstler Wang Shugang (geb. 1960) immer neue Ansätze zu seinem zentralen Thema: Das Verhältnis von Individuum und Kollektiv in der von einer Partei beherrschten Massengesellschaft. Der Bildhauer nähert sich den rasanten Umbrüchen der chinesischen Gesellschaft aus einer Vielzahl innovativer Perspektiven, getragen von der Widersprüchlichkeit seiner unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen. So wohnte er von 1989 bis im 2000 im Ruhrgebiet, wo er erlebte, dass die individuelle Freiheit des Einzelnen gleichzeitig auch den Verlust von Gemeinschaft und Zusammenhalt bedeuten kann. Diesen Verlust gibt es so in China seiner Meinung nach noch nicht. Aber, so sagt er: „Der Preis der Geborgenheit besteht eben in dem Uniformitätsdruck des Kollektivs.“
Wang Shugang studierte Bildhauerei an der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Beijing. Er fertigt seine glatt polierten und ausgesprochen ästhetischen Bildwerke aus Marmor, Bronze und rot leuchtendem oder schwarzem Polyester. Seine Skulpturen, die einerseits an seriell hergestellte Industrieprodukte erinnern und andererseits sowohl von europäischer Figuration des 20. Jahrhunderts als auch von buddhistischer Ikonografie beeinflusst, treten selten alleine auf. Häufig verkörpert der Einzelne aber trotz kollektiver Zugewandtheit eine isolierte Existenz. So erfüllen die fegenden Mönche, die über den Sommer im Mannheimer Kunstverein zu sehen sind, eine ihrem religiösen Alltag zugehörende Pflicht als Einzelne wie im Kollektiv, die jedoch innerhalb der heutigen chinesischen Gesellschaft zunehmend in ein isoliertes Abseits geschoben und somit sinnentleert wird.