Simone Lucas kreiert mystische und geheimnisvolle Bildwelten, die Erinnerungen und Assoziationen hervorrufen, mit der realen Welt jedoch nur wenig gemein haben. Die Protagonisten sind meist junge Frauen und Kinder auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie begleiten uns durch zeit- und raumlose Szenerien, ohne den Betrachter anzusehen oder wahrzunehmen. Sie sind Teil eines eigenen Kosmos, in dem sie lautlos, jedoch selbstverständlich agieren. Wir finden sie an Orten, die an Klassenzimmer oder Wohnräume erinnern oder beim Spiel auf der Straße. Oft sind sie in ihre Gedanken und Gefühle versunken oder kritzeln Worte und Zeichnungen auf Schultafeln, den Boden oder Notizzettel. Dabei handelt es sich jedoch keineswegs um naive, infantile Ideen, sondern um komplexe kosmologische Überlegungen, dokumentiert in Sonnensystemen und Sternbildern. Nichts Geringeres als der Ursprung des Universums ist Gegenstand ihrer Suche. Simone Lucas’ meist großformatige Gemälde zeigen einen Wechsel von Figuration und Abstraktion. So präzise und naturalistisch sie die Figuren malt, so flüchtig und skizzenhaft entwirft sie ihre Umgebung. Ein pastoser Farbauftrag, in gedecktem Blau-grau, lässt Farbtropfen von der Leinwand abstehen und in unsere Welt hineinragen. Nur ab und zu blitzen grellere Farbtupfen auf, die den Blick des Betrachters auf sich ziehen. Die Grenzen von Außen- und Innenräumen sind aufgehoben. Durch das Stilmittel ‚Bild-im-Bild‘ schafft Simone Lucas gleich mehrere Realitätsebenen. Das Medium Malerei rückt ins Zentrum ihres Interesses und der Inhalt des Bildes dient als Zugang zum Verständnis der Malerei.
Quelle: MONTHLY LECTURES
Institut für Kunst & Kunsttheorie
https://kunst.uni-koeln.de/monthly/neue-anatomie/
Simone Lucas wurde 1973 in Neuss geboren und studierte in den Jahren 1995 bis 2002 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Dieter Krieg. Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen im In- und Ausland vertreten.
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